Warum gute Zertifikatsprüfungsergebnisse bei einem Bildungsträger trügen können.

Umschulungen werden in Deutschland zum großen Teil von Bildungsträgern durchgeführt und von der Agentur für Arbeit finanziert. Ziel der Umschulungen zum Fachinformatiker sind einerseits die erfolgreich bestandene IHK-Prüfung, andererseits erfolgreich bestandene Hersteller- oder Kompetenzzertifizierungen, wie „Microsoft Certified Administrator Expert“, „Linux Professional Institute Administrator“ etc.

Die Problematik bei diesen Zertifizierungen liegt in den zugrunde liegenden Prüfungsschemata. Abgefragt wird, inzwischen üblicherweise in Online-Tests, Wissen, genauer geschrieben: das Wissen um die Antworten auf die gestellten Fragen. Aus Gründen der einfachen Auswertung handelt es sich üblicherweise um Tests, die automatisch ausgewertet werden können, also Multiple-Choice-Fragen, Lückentexte etc. Zusätzlich sind die Fragenlisten teilweise bekannt.

Möglichkeiten zum Bestehen

Es gibt folglich zwei Möglichkeiten, einen solchen Test erfolgreich und gut zu bestehen: Erstens das Verständnis um die Materie und zweitens das Wissen um die Antworten.

Für ein Unternehmen, das kompetente Mitarbeiter sucht, ist die Lösungskompetenz relevant: Jemand, der die Materie durchdrungen hat, kann ein Problem lösen. Wenn ihm ggf. Teilwissen fehlt, weiß er, wo er suchen muss. Hingegen ist jemand, der lediglich das reine Wissen in der Art eines Lexikons hat, dieses Wissen aber nicht anwenden kann, für ein Unternehmen nicht nützlich.

Die Bitte

Ein Grundproblem liegt somit in der Gestaltung der Prüfungen. Sinnvoller wäre mindestens die Einbindung von Prüfungsgesprächen, freien Aufgaben.

Meine Bitte geht jedoch an die Bildungsträger: Vermitteln Sie Kompetenzen und Fähigkeiten in Verbindung mit Wissen, nicht leeres Wissen. Vor allem: Unterstützen Sie nicht beim Pfuschen, beim Cheeting. Es ist auch für die Teilnehmer nicht hilfreich, wenn gezielt auf die Beantwortung von Fragen hin trainiert wird, die Teilnehmer sich freuen, eine Prüfung gut bestanden zu haben, dann jedoch im Einsatz sehr tief fallen, weil sie keine Lösungen finden können.

Unsere Folgerungen

Fur uns bedeutet die aktuelle Vorgehensweise vieler Bildungsträger, dass wir selbst bei der Auswahl von Praktikanten interne Prüfungen mit Prüfungsgespräch eingeführt haben. Wir haben den Anspruch, den betrieblichen Teil der Ausbildung gut und praxisgerecht anzubieten. Dies setzt jedoch nicht nur voraus, dass vorher seitens des Bildungsträgers das Fachwissen vermittelt worden ist, sondern auch, dass dieses Wissen verstanden wurde.

Ein Hinweis für Lernende

Verstehen Sie das Wissen. Das Wissen um den Parameter und seine Syntax“-G“ beim Befehl „grep“ macht Sie in der Anwendung des Grep-Befehls zwar schneller, weil Sie die Syntax nicht mehr nachsehen müssen, ist jedoch nicht entscheidend. Entscheidend ist, das Sie die die Mailadressen, der E-Mails herausfinden können, die auf einem Mailserver nicht zugestellt wurden, entscheidend ist der Gedankengang z. B.:

  • Was für ein Mailserver liegt vor, in unserem Beispiel ein Linux-System.
  • Welches Programm ist zuständig? Ein „netstat“ zeigt, welcher Prozess den Mailport 25 bedient, ein „ps“ zeigt, den Programmnamen. In unserem Beispiel sei es ein Postfix. Sie müssen wissen, das E-Mails über Ports eingeliefert werden und wie Sie herausbekommen, welcher Port relevant ist, wie Sie erfahren, welches Programm auf dem Port lauscht und wie Sie den Programmnamen ermitteln.
  • Ein Mailserver führt üblicherweise Log-Dateien. Wo stehen diese üblicherweise (z. B. unter „/var/log“), wo kann, wenn sie dort nicht sind, nachgesehen werden, wo diese sind? Es muss Ihnen also klar sein, dass Systeme üblicherweise mitloggen, wo Log-Dateien üblicherweise stehen (da können Sie dann zuerst nachsehen) und wie Sie herausbekommen, wo die Logdatei wirklich seht, falls die erste Vermutung falsch sein sollte.
  • Wie kann in der Logdatei nach Zustellungsfehlern gesucht werden (hier kommt nun der Befehl „grep“ mit der Möglichkeit, mit dem Parameter „-G“ nach regulären Ausdrücken zu suchen, ins Spiel. D.h. auch das Wissen um die Anwendung um reguläre Ausdrücke). Ihnen sollte also in Erinnerung kommen, dass man Logdateien nach Mustern durchsuchen kann.
Dr.-Ing. Martin H. Ludwig

Von Dr. Martin H. Ludwig

Dr. Martin H. Ludwig ist Geschäftsführer der ima GmbH, leidenschaftlicher IT-ler und Datenschutzexperte. Wenn er Zeit findet, schreibt er über IT-Probleme oder -Besonderheiten im Blog.

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