Als herstellerunabhängiger IT-Dienstleister für mittelständische Unternehmen betreuen wir alle üblichen Virtualisierungslösungen: KVM (Linux Kernel-based Virtual Machine), Xen, VMware und Microsoft Hyper-V.
Auch wenn wir für unsere eigene Virtualisierungsinfrastruktur auf KVM setzen, so gibt es, je nach Anwendungsbereich, Szenarien, in denen eine der anderen Virtualisierungslösungen besser geeignet sind. Doch für Unternehmen, die bisher auf VMware setzten, ist nun der Zeitpunkt gekommen, über einen Wechsel zu KVM, z. B. in Verbindung mit Proxmox nachzudenken und diesen Wechsel zu eruieren.
Genau genommen ist KVM nur das reine Virtualisierungssystem, das die Virtualisierung bereit stellt. Linux- und Open-Source-typisch arbeiten mehrere, jeweils spezialisierte Open-Source-Komponenten zusammen, um ein optimales Gesamtsystem zu erreichen. Bei Proxmox/KVM stellt Proxmox die Bedienoberfläche und die „Komposition“, KVM dient als Virtualisierer, QEMU als Hardwareemulation, ZFS (oder auch qcow2 mit unterliegendem Dateisystem) als Speichersystem, Corosync als Cluster-Manager etc.
Bei den Konkurrenten VMware und Microsoft Hyper-V sind die Einzelkomponenten eigenentwickelt oder die Quelle wird verschwiegen.
Alle vier Systeme bieten die Grundfähigkeiten, die Virtualisierung von Hardware, kostenfrei an. Teuer wird es jedoch, wenn im IT-Betrieb sinnvolle, ggf. notwendige „Administrationsfähigkeiten“ benötigt werden. Beispiele für solche Fähigkeiten sind
- redundante Systeme,
- Cluster, bei denen man virtuelle Maschinen zwischen verschiedenen Hardware-Servern im laufenden Betrieb verschieben möchte,
- Backups von virtuellen Servern,
- generell die Verwaltung von mehreren Hardware-Servern etc.
Hier werden bei kommerziellen Produkten schnell viele 1.000 Euro an Lizenzkosten fällig. Laufenden Supportkosten sind bei allen Systemen ungefähr gleich: Support benötigt Know-how und Know-how kostet Geld.
Anlass für den Artikel: Lizenzänderung bei VMware
VMware wurde 2023 von Broadcom gekauft. Einer der ersten Schritte des neuen Eigentümers war die Lizenzänderung. Wurden VMware-Produkte bisher verkauft, d. h. der Käufer erwarb eine Lizenz und durfte die Software nutzen, „lediglich“ für Upgrades und Support musste bezahlt werden, wird die Software inzwischen nur noch vermietet. Wird also der Mietvertrag gekündigt, darf und kann die Software nicht mehr genutzt werden. Dies bedeutet, dass Abhängigkeit vom Hersteller und Kosten steigen.
Zum 4.2.2024 kündigte der neue Eigentümer nun auch alle Partnerverträge. Das bedeutet, dass VMware-Kunden sich für die Lizenzen auch neue Lieferanten suchen müssen. Da wir auch bisher nur auf Kundenseite standen und daher keine „Vertriebspartnerschaft“ mit VMware eingegangen waren, sind wir von diesem Problem nicht betroffen.
Todo für VMware-Kunden
Wenn Sie VMware-Kunde sind und VMware einsetzen, werden Sie in Zukunft auf das Mietmodell wechseln müssen und hierdurch höhere Lizenzkosten tragen müssen. Neben die Lizenzkosten für das Virtualisierungssystem VMware werden Sie mit großer Sicherheit auch Lizenzkosten für ein Backupsystem tragen müssen. Sollten Sie hier Veeam einsetzen, so wurden Sie von der Umstellung auf ein „Mietmodell“ schon vor einem Jahr „erwischt“.
Wir empfehlen, zu überlegen, welche Funktionen Sie im Bereich der Virtualisierung brauchen und nutzten und dann geplant auf eine Open-Source-Lösung wie z. B. KVM/Proxmox zu wechseln. Gerne unterstützen wir Sie hierbei – sowohl beim Wechsel als auch in der Betreuung. Sie können sich sicher sein, dass Ihre IT-Kosten hierdurch sinken werden. Sprechen Sie uns an.
Wo können Probleme auftreten
Wir möchten nicht verschweigen: Es gibt einen Anwendungsfall, in denen KVM noch nicht empfohlen werden kann: Fault tolerance. Fault tolerance bedeutet, dass im Falle eines Ausfalls eines Server nicht der Ersatzserver automatisch gestartet wird, sondern diese ohne jegliche Unterbrechung einspringt. In der Praxis bedeutet dies, dass entweder jede Operation nicht nur auf dem Hauptsystem aufgeführt wird, sondern als Schattenoperation auch auf dem sekundären System ausgeführt wird (Lockstep-Technik). Alternativ wird zur Laufzeit auch der RAM-Inhalt und auch die Prozessorregister sowie der Prozessorzustand und der Zustand aller sonstigen (virtuellen) Hardwarekomponenten gespiegelt. Zwei Systeme sind also zur Laufzeit zu jedem Zeitpunkt immer 100%ig identisch. Bei Ausfall der primären Hardware kann die sekundäre Hardware also exakt einspringen.
Für diesen, extrem seltenen Anwendungsfall kann KVM aktuell nicht empfohlen werden. Zwar gab es hier im Open-Source-Umfeld Lösungsansätze, die jedoch nicht produktionsreif geworden sind – die Notwendigkeit für solche Lösungen waren zu gering. Hier kann aktuell nur auf Stratus ftServer sowie auf VMware FT verwiesen werden. Auch wenn Sie wirklich fault tolerance benötigen, freuen wir uns über eine kurze Nachricht – einfach deswegen, weil wir bisher kaum Anwendungsfälle vorstellen konnten, in denen echte fault tolerance (und nicht nur HA, high availibility) wirklich benötigt wurden.