Der Beruf des IT-Administrators ist schön – meistens. Man löst Probleme, hat Erfolgserlebnisse und glückliche und zufriedene Kunden. Doch manchmal wird man mit Aufgaben konfrontiert, die einem schon graue Haare wachsen lassen:

Wir betreuen bei einem Kunden einen Server, dessen einzige Aufgabe es ist, die Lizenzen für ein altes Warenwirtschaftssystem zu verwalten. Diese Lizenzverwaltung läuft als Windows-Dienst, ist vor fast zwei Jahrzehnten! vom damaligen Verkäufer  des Warenwirtschaftssystems installiert und seit damals nicht mehr angefasst worden. Den damaligen Verkäufer und seine Firma gibt es nicht mehr – aber das System muss, um auf wichtige, historische Daten zugreifen zu können, am Leben erhalten werden. Für die Client-Programme wird ein Windows-2000-Terminalserver betrieben – aber der Lizenzserver ist auf Windows NT 4.0 installiert und läuft nur dort – zumal es über die Installation und die Funktionsweise des Lizenzdienstes keinerlei Dokumentation gibt, geschweige denn ein „Setup-Programm“.

Die echte Hardware des Lizenzservers wurde vor vielen Jahren einmal unter VMWare-Server virtualisiert und so erbrachte der Dienst in den letzten Jahren als virtuelle Maschine parallel zu anderen virtuellen Maschinen stillschweigend seine Dienste. Nun ist ja auch die Weiterentwicklung des  VMWare-Servers von VMWare schon vor Jahren eingestellt worden. Da die Virtualisierungshardware des Kunden inzwischen an den Kapazitätsgrenzen angekommen war, stand eine Erneuerung an. Hier viel die Wahl auf KVM in Verbindung mit der Bedienoberfläche und dem Verwaltungssystem Proxmox VE. KVM mit Proxmox ist performant, stabil, angenehm zu administrieren und arbeitet gut mit der vom Kunden gewünschten Cluster-Lösung zusammen. Alle vorhandenen virtuellen Systeme (die oben angesprochenen Windows-2000-Maschinen, Windows-2003-Server, Windows-2008-Server und diverse Linux-Systeme, ließen sich planmäßig migrieren, auch wenn an einigen Stellen Probleme auftraten – ein „Hardwarewechsel“ läuft selten ganz reibungslos und die emulierte Hardware zwischen KVM und VMWare-Server unterscheidet sich doch an einigen Punkten, schließlich sollten ja auch die performanten, paravirtualisierten Hardwaretreiber eingesetzt werden. Doch letztendlich traten nur die „üblichen“ und „erwarteten“ Probleme auf.

Nur das Windows NT 4.0-System verweigerte jegliche Zusammenarbeit. Vorherige Installation der neuen Treiber, extra für solche Migrationen gedachte Umwandlungssysteme etc. – alles führte nur zu einem „Bluescreen of Death“, einem „BSoD“, die Festplatten wurden nicht gefunden, das System fuhr nicht noch. Nach einigen Experimenten entschlossen wir uns zum klassischen Weg „von hinten durch die Brust ins Auge“: Wir virtualisierten die VMWare-Server-Maschine unter KVM und beließen das Windows-NT 4.0-System unter VMWare. Auf diese Weise konnte zumindest das neue Cluster-System in Betrieb genommen und die alte Virtualisierungshardware abgeschaltet werden. Dass dieser Weg klappte war auch sicherlich durch den Glücksfall bedingt, dass der VMWare-Server noch keine prozessorunterstützte Virtualierung (HVM) nutzt.

Diese gefundene Lösung war pragmatisch und tat ihren Dienst. Da das Windows-NT 4.0-System keine großen Aufgaben hatte, war auch der durch die doppelte Virtualisierung auftretende Leistungsverlust vertretbar. Doch: VMWare-Server wird über den Browser administriert – und da der VMWare-Server seit Jahren nicht mehr weiterentwickelt wird, ist er mit aktuellen Browsern nicht mehr richtig administrierbar. Der Internet Explorer 8 (IE8) ist das letzte nutzbare System, alternative Browser funktionieren nicht stabil. Die Administration – und sei es auch nur ein Neustart – bedeutete also immer, einen alten IE auftreiben, war also keine angenehme Tätigkeit. Und hinzu kam natürlich noch die Administratorenehre: „das muss doch auch richtig gehen“.

Um ein bischen abzukürzen: Es ist geschafft. Installation der LSI 53C895A-SCSI-Treiber im Windows-NT-4.0-System, und Übertragung der Festplattendateien mit einem Image-System, das eigentlich erst ab Windows 2000 arbeitet (man muss auch einmal Glück haben), führten dazu, dass das System zumindest unter KVM startete. Andere Übertragungsmethoden scheiterten. Unter KVM emulieren wir nun eine Maschine mit Pentium 2, SCSI-Platten mit LSI 53C895A-SCSI-Controller und NE2000-PCI-Netzwerkkarte. Die Netzwerkkarten frustrierten noch einmal unerwarteterweise. Das original Windows NT 4.0-System hatte eine AMD PC-Net-Netzwerkkarte als emulierte Hardware eingebunden und diese Hardware kann auch KVM emulieren. Doch nach dem Start des Windows NT 4.0-Systems wurde – trotz sogar gleicher MAC-Adresse – die Karte nicht angesprochen. Und auch die Installation einer Intel E1000-Karte, für die es auch noch Treiber für Windows NT 4.0 gibt, führte zu keiner Funktion. Letztlich haben wir eben unter KVM eine NE-2000-PCI-Karte eingetragen und unter Windows NT 4.0 den Systemtreiber für eine Realtek 8029-er-Karte genutzt.

Fazit: Stundenlange Arbeit und Frust – aber am Ende doch ein Lächeln auf dem Gesicht. Wieder ein System „besiegt“.

 

 

 

 

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Dr.-Ing. Martin H. Ludwig

Von Dr. Martin H. Ludwig

Dr. Martin H. Ludwig ist Geschäftsführer der ima GmbH, leidenschaftlicher IT-ler und Datenschutzexperte. Wenn er Zeit findet, schreibt er über IT-Probleme oder -Besonderheiten im Blog.

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