Heute wurden wir „Opfer“ eines Fake-Hardware-Raids. Bei einem kleinen Kundenserver – der nicht von uns aufgesetzt worden war – war das Mainboard ausgefallen: ausgebeulte Elkos. Die Problematik: Der Administrator hatte ein Raid-System aufgesetzt und hierbei den auf dem Board befindlichen Controller genutzt. Da verschiedene Controller ja leider nicht untereinander kompatibel sind, bedeutete dies: Entweder das System neu aufsetzen oder versuchen, ein Mainboard mit kompatiblen Controller zu finden. Glücklicherweise konnte ein solches aufgetrieben werden und das System lief recht schnell wieder, trotzdem soll dies ein Einlass sein, kurz über Sinn und Unsinn von Raid-Systeme zu berichten.
Generell: Ein RAID ist sinnvoll. Festplatten fallen relativ häufig aus und da erleichtert eine Festplattenredundanz durch ein Raid-System einem Administrator das Leben ungemein. Doch was für ein System soll ein Administrator heutzutage nehmen? Mainboards sind häufig nur wenige Monate am Markt, Chipsätze ändern sich regelmäßig und für externe Steckkarten ergeben sich auch alle paar Jahre neue Formfaktoren, so dass die Controllerersatzbeschaffung im Falle eines Ausfalls zum Abenteuer wird.
Hinzu kommt, dass heutige Systeme fast ausschließlich mit Mehrkernprozessoren betrieben werden und der Faktor „Rechenzeit“ immer weniger eine Rolle spielt.
Generell ist beim Raid zwischen Software-Raid, Hardware-Raid und „Fake-Hardware-Raid“ zu unterscheiden. Kurz beschrieben:
Beim Software-Raid verteilt das Betriebssystem die Daten auf mehrere Platten. Ein Software-Raid ist unabhängig vom verwendeten Controller, dafür muss das Betriebssystem die Daten auf die Platten sinnvoll verteilen (insbesondere bei Raid-5 etc.) und zu allen Platten einzeln senden.
Beim Hardware-Raid geschieht die Verteilung auf dem Controller, der hierfür eine eigene Logik-Einheit besitzt. Die Daten fließen auch nur einmal vom Prozessor zum Controller und werden dort auf die Platten verteilt. Hardware-Raid bedeutet daher eine geringere Belastung für den Prozessor und das Betriebssystem, ferner eine geringere Belastung für den Systembus, dafür jedoch eine Abhängigkeit vom Controller. Fällt dieser aus, muss er durch einen kompatiblen Controller ersetzt werden, sonst kann auf die Daten nicht mehr zugegriffen werden.
Beim sogenannten „Fake-Hardware-Raid“ werden die Nachteile von Soft- und Hardware-Raid kombiniert. Die Logik der Datenverteilung wird im Bios des Rechners sowie im Treiber des Controllers abgebildet. Man hat also die Rechenbelastung eines Software-Raid in Verbindung mit der Abhängigkeit vom Controller eines Hardware-Raid.
Daher unsere Empfehlung:
- Finger weg vom „Fake-Hardware-Raid“, also dem klassischen Motherboard-Raid. Dies kann nicht häufig genug betont werden, da Motherboards mit Raid nach wie vor häufig verkauft und sicher auch die Raid-Funktionalitäten genutzt werden.
- Bei komplexen Systemen mit vielen Festplatten, evtl. Hot-Spare (also automatischem Ersatz einer defekten Platte durch eine Ersatzplatte) und Hot-Swap (also Austausch einer defektem Platte im laufenden Betrieb) führt – schon auf Grund der Plattenanzahl und der Hot-Swap-Technik – häufig kein Weg am Hardware-Raid vorbei. Wenn Sie ein solches System nutzen, sollten Sie sich aber Gedanken über den Ausfall machen und sich ggf. einen Ersatzcontroller ins Lager legen, damit Sie im Problemfall zumindest die Daten auslesen und auf eine neues System überspielen können.
- Bei kleineren Servern, primär Systemen mit einfach gespiegelten Platten (RAID1), sollten Sie ein reines Software-Raid einsetzen. Die Rechenmehrbelastung verkraften heutige Prozessoren auf Grund der vielen Kerne „mit links“. Und der Vorteil der Flexibilität beim Ausfall des Controllers ist erheblich.
Überprüfen Sie jedoch unbedingt, ob Ihr Betriebssystem ein vollwertiges Software-Raid bietet. Im Falle eines Ausfalls einer Platte muss ja sowohl das System weiterlaufen, als auch, wenn es neu gestartet wird, wieder einwandfrei hochfahren.
Wenn Sie Fragen zum Raid-Einsatz haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren: http://www.imagmbh.de/kontakt.