Zuerst wünsche ich allen Leserinnen und Lesern und allen IT-Interessierten ein gutes neues Jahr! Und wie dem so ist, begann das Jahr mit einem immer wieder auftretenden, jedoch eigentlich banalen IT-Problem: dem Ausfall einer USV. Aus diesem Anlass eine kurze Zusammenfassung, wann und wie eine USV sinnvoll ist.
Eine USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung oder UPS, uninterruptible power supply) ist dafür gedacht, Strom- und Spannungsversorgung im Falle eines Ausfalls der Netzversorgung zumindest so lange für angeschlossene Geräte aufrechtzuerhalten, bis diese in einen Zustand gebracht worden sind, dass die Energieversorgung wegfallen kann, ohne dass die Geräte schaden nehmen. Beispielsweise sollten Server und sonstige Rechner geordnet runter gefahren werden.
Nun ist unsere Netzenergieversorgung, rein subjektiv betrachtet, nicht mehr so gut wie vor Jahren, jedoch trotzdem noch sehr stabil. Und eine USV bringt ein zusätzliches Element in die Versorgungskette, ein Element, das ausfallen kann.
Bei dem Kunden, zu dem wir heute Morgen, Wiedereröffnung nach den weihnachtlichen Betriebsferien des Kunden, gerufen wurden, war nun genau eine solche USV ausgefallen. Ich möchte darauf hinweisen, dass nicht wir, sondern unser Vorgänger die USV empfohlen, verkauft und eingebaut hatte, mutmaßlich ohne sich die folgenden Gedanken gemacht zu haben.
Grundsätzlich ist der Einsatz einer USV dann sinnvoll, wenn die Netzstromversorgung nicht zu 100% gewährleistet ist, also immer, und zusätzlich die angeschlossenen Geräte über mindestens zwei! unabhängige Stromeinspeisungen verfügen. Eine Einspeisung wird dann an die USV, die andere Einspeisung direkt ans Netz angeschlossen. Fällt nun die Netzstromversorgung aus, versorgt die USV die Geräte weiter, fällt die USV aus, bleibt die Netzversorgung bestehen.
Eine USV ist fast immer sinnlos, wenn die angeschlossenen Geräte nur über eine Netzeinspeisung verfügen. USVs fallen relativ häufig aus. Überlegen Sie in einem solchen Fall: Wie stabil ist Ihr Stromnetz? Wenn die Stromnetzstabilität höher ist als die Ausfallwahrscheinlichkeit einer USV, dann verschlechtern Sie durch den Einsatz einer USV die Stabilität Ihrer IT. Nur wenn Sie regelmäßig und häufig Netzausfälle zu beklagen haben, ist der USV-Einsatz in diesem Szenario sinnvoll, wenn die USV ’stabiler‘ als die Netzversorgung ist.
Vollständig sinnlos ist der Einsatz einer USV, wenn nur Zwischengeräte abgesichert werden, dahinter befindliche IT jedoch nicht und auf jeden Fall bei einem Stromausfall ausfallen wird, wie bei unserem Kunden: Abgesichert war ein Switch – der nur ein einzelnes Netzteil besitzt. Bei einem netzseitigen Stromausfall könnte der Switch nicht mehr arbeiten, die dahinter befindlichen PCs jedoch auch nicht. Daher wäre der Ausfall des Switches nicht von Bedeutung. Da heute die USV ausgefallen war, das Stromnetz jedoch nicht, konnten die PCs trotz bestehender Versorgung nicht mehr arbeiten. Der Kunde hatte sich durch den Einsatz der USV eine zusätzliche Fehlerquelle geschaffen.
„Ziemlich“ sinnlos ist der Einsatz einer USV, wenn auf das Ereignis „Stromausfall“ nicht automatisch reagiert wird, also die angeschlossenen, geschützten Geräte nicht geordnet runter gefahren werden. Man kann die Hoffnung haben, dass der Stromausfall so kurzzeitig ist, dass die USV die Zeit überbrückt und die Geräte den Ausfall nicht mitbekommen. Doch sinnvoll wäre es, nach kurzer Zeit die Geräte geordnet und automatisch runter zu fahren – denn ansonsten würden diese trotzdem, wenn der USV die Energiereserve ausgeht, „brutal“ von der Energieversorgung getrennt.
Sinnvoller Einsatz einer USV
- Setzen Sie eine USV ein, wenn die zu schützenden Geräte über zwei unabhängige Stromeinspeisungen verfügen. Nutzen Sie die USV hierbei nur an einer Einspeisung, die andere Einspeisung werde direkten vom Netz versorgt.
- Dimensionieren Sie die USV groß genug. Die USV muss die Leistung so lange bereit stellen, bis die Geräte geordnet runter gefahren sind. Beachten Sie, dass im Falle des Ausfalls einer Versorgungsschiene Geräte mehr Strom verbrauchen, als bei der Doppelversorgung: Überlicherweise drehen Lüfter auf 100% hoch und brauchen mehr Energie. Ferner werden die Geräte nun runter gefahren. Auch hierbei findet mehr Aktivität statt, die mehr Energie benötigt.
- Planen Sie das Shutdown-Szenario: Die USV hat üblicherweise einen Meldekanal. Diese Meldung muss angenommen werden und von dort aus müssen dann gezielt alle versorgten Systeme in einer bestimmten Reihenfolge runter gefahren werden.
Bedenken Sie, dass das System, das die Steuerung übernimmt, das letzte Gerät ist, das sich selbst runter fährt. Achten Sie darauf, dass ein Runterfahren immer ohne Updateeinspielungen erfolgen sollte. Aktuelle Betriebssysteme spielen, so man ihnen den Runterfahrbefehl gibt, gerne Updates ein. Dies dauert jedoch häufig (a) sehr viel Zeit, zerstört also Ihre Zeitplanung und läuft (b) in komplexen Netzen auch schon deswegen in Fehlerzustände, weil ggf. notwendige andere Systeme, mit denen kommuniziert werden muss, nicht mehr zur Verfügung stehen. - Planen und Konfigurieren Sie auch den Wiederanlauf. Auch hierbei ist üblicherweise eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten, bestimmte Systeme dürfen erste wieder gestartet werden, wenn andere Systeme funktionsbereit sind. Und bedenken Sie, dass Sie Ihre System geordnet runter gefahren haben: Machen Sie BIOS-Einstellungen also so, dass sich die Systeme automatisch einschalten, wenn die Versorgungsspannung wieder anliegt. Eine Einstellung „Stelle den letzten Zustand wieder her.“ führt dazu, dass die Systeme eben nicht wieder starten, denn der letzte Zustand war ja „bewusst (vom Runterfahrsystem) ausgeschaltet“.
- Testen Sie das Shutdown-Szenario! Stimmen Ihre Zeitschätzungen, Ihre Stromverbrauchsschätzungen?
Haben Sie Fragen zum USV-Einsatz, zu Runter- und Hochfahrsystemen etc.? Sprechen Sie uns an!