Wir schreiben Anleitungen, Berichte, Dokumentationen. Und auch wir überlegen, wie sinnvoll „gegendert“ werden kann, wie wir formulieren können, dass sich alle, insbesondere alle Geschlechter angesprochen fühlen. Die Ansichten im Unternehmen waren breit gefächert: Ärgern über die reine Verwendung des grammatikalischen Maskulinums über die parallele Nutzung der weiblichen und der männlichen grammatikalischen Form, der Verwendung der „Fußnotenvariante“ wie unten beschrieben bis zur Aussage, das gammatikalische Geschlecht habe absolut nichts mit dem biologischen oder sozialen Geschlecht zu tun und es sei selbstverständlich, dass mit einem „Administrator“ jeder Mensch gemeint sei, der die Aufgaben eines Adminitratys (s.u.) wahrnehme.

Offen geschrieben: Wir schreiben, um gelesen zu werden, wir möchten die Menschen ansprechen. In Slogans, kurzen Statements, Überschriften können Gender-Sternchen, Gender-Unterstriche etc. verwendet werden. Dort stören diese Zeichen den Lesefluss zwar auch, die Unterbrechung ist jedoch auf Grund der Textkürze vertretbar. Bei längeren Texten hingegen werden diese Nicht-Buchstaben, je nach Person, entweder überlesen oder sie stören den Lesefluss. Daher haben wir uns in Texten bisher immer gegen ein Gendern mittels Sonderzeichen entschieden. Abgesehen, ist ein Gendern mittels Sonderzeichen nicht aussprechbar.

Auch die Alternative mit „Binnen-I“ empfinden wir als ungeeignet, da die Nachteile überwiegen. Auch hier stockt der Lesefluss, Großbuchstaben in Wörter gehören dort nicht hin. Ferner werden mit dem Binnen-I zwar offensichtlich Frauen und Männer angesprochen – doch mit dieser Positionierung würden wir der mehr als binären Realität nicht gerecht. Zusätzlich führt das Binnen-I in der gesprochenen Sprache faktisch zu rein grammatikalisch weiblichen Formen und zusätzlich zu falschen Wörtern: Der / Die AdministratorIn oder der / die LeserIn ginge, doch wie sieht es z. B. mit dem Koch und der Köchin aus, der Ärztin und dem Arzt? Wie Sie gesehen haben: Die Artikelfrage kommt hinzu.

In der Vergangenheit haben wir häufig sowohl die weibliche als auch die männliche Form parallel als Aufzählung genutzt, liebe Leserin, lieber Leser. Doch auch hierbei bleibt die Problematik der binären Formulierung. Zusätzlich wird der Text aufgebläht.

Auch eine Einleitungsfußnote der Art „Der besseren Lesbarheit halber nutzen wir die grammatikalisch männliche Form, meinen aber selbstverständlich alle Geschlechter.“, löst das gesellschaftlich induzierte Problem nicht. Zwar bleiben Texte lesbar, die gewünschte Diskussion wird jedoch zur Fußnote.

Vielleicht war die Idee anfangs satirisch gemeint, doch uns hat der Ansatz überzeugt: Gendern oder Entgendern nach Phettberg. Nach kurzer Eingewöhnung ist es einfach zu lesen, einfach zu schreiben, sogar einfach zu sprechen. Alle denkbaren Geschlechter werden angesprochen, der Lesefluss bleibt erhalten. Das Prinzip: Wortstamm und „y“ im Singular, Wortstamm und „ys“ als Plural, grammatisches Geschlecht: sächlich (also das). Also

  • Lesy, Lesys,
  • Administraty, Administratys,
  • Autory, Autorys

Wir werden es zumindest in Texten der oben genannten Art ausprobieren: können wir so schreiben, ist es besser lesbar, kommt es bei den Lesys besser an.

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Dr.-Ing. Martin H. Ludwig

Von Dr. Martin H. Ludwig

Dr. Martin H. Ludwig ist Geschäftsführer der ima GmbH, leidenschaftlicher IT-ler und Datenschutzexperte. Wenn er Zeit findet, schreibt er über IT-Probleme oder -Besonderheiten im Blog.

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